Wussten Sie, dass der Geräuschpegel im Büro bei etwa 45 bis 55 dB liegen sollte? Da bisher keine gesetzliche Regelungen existieren, stellen diese Zahlen einen reinen Empfehlungswert dar. Wer in einem Call Center arbeitet oder schon mal gearbeitet hat, weiss, wie laut es in einem solchen Betrieb werden kann.
Lärm sowie ein allgemein hoher Geräuschpegel stellen für den Menschen ein grosses Stressrisiko dar. Die Gefahr von Demotivation, Leistungsabfall oder sogar Krank davon zu werden, sind allgegenwärtig. Wie man Lärm vermeiden, beziehungsweise vermindern kann und damit für ein zumutbares und gesundes Arbeitsumfeld sorgt, erklären wir ihnen hier.
Stille — ein Fremdwort?
Es scheint so, als ob “Stille” in unserer heutigen Zeit gar nicht mehr existiert. Selbst wenn man die guten alten Ohrstöpsel verwendet, ist dies kein Garant dafür, dass man absolute Stille erfährt. Ein ruhiges Umfeld ist jedoch die Voraussetzung dafür, dass man seine Arbeit gut und erfolgreich erledigen kann. Gerade in Grossraumbüros und Call Centern kann sich Lärm besonders rasant entwickeln.
Platz 3 der grössten akustischen Belästigungen am Arbeitsplatz geht im Übrigen an das Klappern der PC Tastatur. Es sind also nicht immer die Menschen, die mit ihren Gesprächen für Lärm sorgen. Tastaturen, Drucker, Kopierer, Radio, die Liste kann je nach Einsatzort noch länger erweitert werden.
Eines ist jedoch sicher und medizinisch erwiesen. Lärm kann ein erhebliches Problem für die Gesundheit darstellen. Menschen sind Gewohnheitstiere — doch auch sie haben ihre Grenzen. Die Lärmresistenz ist nämlich bei jeder Person unterschiedlich. Aber auch sehr lärmresistente Personen werden bei zu hoher Lärmbelastung früher oder später an Stress Symptomen leidern oder sogar krank werden.
Zurück zur Rangliste. Es ist ein weiterer Fakt, dass Lärm, gleich nach der Luftverschmutzung, auf Platz 2 der Krankmacher in der heutigen Gesellschaft steht.
Grossraumbüros und deren erhöhte Lärmbelastung
In Zeiten von Grossraumbüros und Call-Centern, welche stetig beliebter werden, ist die Gefahr eines erhöhten Geräuschpegels umso grösser. Hier trifft Wirtschaftlichkeit auf die Gesundheitsfrage. Es ist unumstritten, dass Grossraumbüros enorme Vorteile bieten. Zu erwähnen sind hier die Aspekte der direkten Kommunikation, Teambuilding, Austauschförderung in Bezug auf die Kreativität und natürlich auch den deutlich höheren Platz, der damit geschaffen werden kann.
Dem gegenüber stehen die gesundheitlichen Aspekte, Krankmacher und Stressauslöser des erhöhten Lärmpegels. Das Ergebnis ist offensichtlich: Mehr Absenzen aufgrund Krankheiten, mehr Burnouts sowie Produktivitätseinbussen, da die Konzentration schneller nachlässt.
Es ist somit aus meiner Sicht ein absolutes Muss, sich über Massnahmen Gedanken zu machen, die den Lärm vermindern und für ein zumutbares Arbeitsumfeld für die Mitarbeiter sorgen.
Was wird als störender Lärm wahrgenommen?
In Anbetracht dessen, dass es Menschen mit einer unterschiedlich hohen Lärmtoleranz gibt, ist diese Frage sehr interessant. Zwar können wir Menschen die Augen schliessen und somit nichts mehr sehen, jedoch können wir nie die Ohren zumachen und somit nichts mehr hören.
Wie bereits erwähnt ist das Lärmempfinden unterschiedlich ausgeprägt. Alles was als unangenehm oder sogar schädlich wahrgenommen wird, kann dem Begriff “Lärm” gleichgestellt werden. Der nachfolgende dB Vergleich verdeutlicht dies noch ansehlicher.
So viel dB hat …
Vergleichsweise werden nachfolgend einige Beispiele aufgeführt, um einen Vergleich deutlicher zu machen.
- Atmen hat im Regelfall nur ca. 10 dB.
- Das Rauschen von Blättern hat bereits etwa 20 dB.
- Ein herkömmlicher Kühlschrank kann bis zu 30 dB produzieren
- Eine Strasse, welche stark befahren ist, weisst immerhin 70 dB bis circa 80 dB aus
- Ein Lastwagen, welcher an einem direkt vorbeifährt, hat rund 90 dB
- Das Abheben eines Flugzeuges kann bis zu 130 dB betragen
Wenn man davon ausgeht, dass in einem normalen Büro nur 45 bis 55 dB herrschen sollen und eine ganz normale Unterhaltung bei etwa 65 dB liegt, kann man erahnen, welchen Stress man tagtäglich ausgesetzt ist.
Die gute Nachricht: Erst ab einem permanenten Lärmpegel von etwa 80 dB ist man der Gefahr ausgesetzt, dauerhaft krank zu werden.
Die Praxis
Rund neun von zehn Menschen finden Lärm an der Arbeit störend. Über 96 Prozent sagen, dass der Lärm an der Arbeit tatsächlich stört. Darüber hinaus haben hiervon mehr als 80 Prozent dem Vorgesetzten darüber in Kenntnis gesetzt.
Massnahmen gegen Lärm in Grossraumbüros & Call Centern
Es gibt verschiedene professionelle Anbieter, die sich ausschliesslich dem Thema Schall- und Lärmschutz widmen. Eine persönliche Beratung, um die Situation vor Ort beurteilen zu können, macht bei einer erhöhten Lärmbelastung sicherlich Sinn.
Es gibt jedoch auch Massnahmen, die man unmittelbar umsetzen kann. Grundsätzlich muss in jedem Fall der Schall absorbiert werden können. Flächen, die eine wellige Oberfläche oder Löcher haben unterbrechen den direkten Schallaufprall. Es empfiehlt sich daher den Einsatz von Schallschutzwänden zu prüfen. Auch immer zu empfehlen sind herabhängende Schallschutz Panels an den Decken. Auch sie unterbrechen und “schlucken” den Schall.
Sorgen Sie weiter dafür, dass Drucker und Kopierer ausserhalb des Grossraumbüros platziert werden. Sogenannten Service-Stationen schafft Abhilfe und sorgt für eine Auslagerung des Grundlärms. Pflanzen sind ebenso Schallabsorbierer, genau so wie Teppiche.
Es gibt aber auch technische Mittel, die helfen, den Lärmpegel in den Griff zu bekommen oder zumindest zu mildern. Nutzen Sie Headsets mit 2 Ohrmuscheln anstatt nur einer. Sie können sich somit voll und ganz auf das Gespräch konzentrieren. Ebenso gibt es Headsets, die den Umgebungslärm weitestgehend abschotten. Last but not Least gibt es auch noch sogenannte Sprachampeln. Diese zeigen dem Mitarbeiter auf, wie laut er gerade am Telefon spricht und seine Lautstärke gegebenenfalls anpassen muss.
Weitere Infos zur Sprachampel folgen in Kürze.